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ANALYSE DER AUSGANGSSITUATION

ALTDORF UND STIFTSFREIHEIT OBERKAUFUNGEN

Rahmenbedingungen

Übergeordnete Planungen
Gemäß des Regionalplans Nordhessen stellt die Gemeinde Kaufungen ein Grundzentrum im Verdichtungsraum Kassel dar. Kaufungen ist Verbandskommune im Zweckverband Raum Kassel, welcher die Flächennutzungsplanung für das Gemeindegebiet übernimmt. Im Flächennutzungsplan ist das Altdorf als Mischbaufläche ausgewiesen, die Wohngebiete und das Stiftsgut stellen Wohnbauflächen dar. Weiter gibt es im untersuchten Gebiet verschiedene Gemeinbedarfseinrichtungen (Schule, Kindergarten, Regionalmuseum, Stiftskirche), die im Flächennutzungsplan als solche dargestellt sind. Der Stiftsgarten ist ein flächenhaftes Naturdenkmal. Ebenso im FNP verzeichnet ist das Überschwemmungsgebiet der Losse, welches in diesem Bereich die Straße an der Losse und den Besenmarkt betrifft, welche teilweise im Überschwemmungsgebiet liegen.

Abbildung 2: Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan des Zweckverbands Raum Kassel (Neubekanntmachung 2016)


Die Gemeinde ist Teil der Region Kassel-Land, für die das regionale Entwicklungskonzept Casseler Bergland 2014-2020 vorliegt. Im Rahmen der Regionalentwicklung wurde die Aktivierung des Raumes unter der Kaiserempore in der Stiftskirche Oberkaufungen für kulturelle Veranstaltungen gefördert, sowie der Gartenkulturpfad mit 13 Schautafeln in Oberkaufungen. Hiermit soll die touristische Infrastruktur und Identifikation im Ort gestärkt werden.

Abbildung 3: Stadtumbaugebiet in  Oberkaufungen (2008), schraffiert: Überschneidungsbereich mit Gebiet Lebendige Zentren


Für den Stadtumbau haben sich Großalmerode, Helsa, Hessisch Lichtenau, Kaufungen und Waldkappel zur Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG) Westliches Meißnerland zusammengeschlossen. Seit dem Jahr 2007 befinden sich die Kommunen im Stadtumbauprogramm, der Prozess der Stadtumbauförderung steht kurz vor seinem Abschluss. In dessen Rahmen wurde beispielweise der Umbau des Brauplatzes mit einem Neubau für betreutes Wohnen in Oberkaufungen gefördert. Das Untersuchungsgebiet der Dorfmoderation überschneidet sich bei der Südseite der Dorfstraße mit dem Stadtumbaugebiet. Eine Förderung von Stadtumbauprojekten fand in diesem Bereich jedoch nicht statt.

Die Überschneidung der Fördergebiete wird gemeinsam mit der kommunalen Entscheidung zur Festlegung der Fördergebietsgrenzen „Lebendige Zentren“ durch einen Beschluss der Rücknahme des Stadtumbaugebietes bereinigt.

Versorgung
Das Untersuchungsgebiet selber besitzt zahlreiche soziale und kulturelle Einrichtungen (s. Abschnitt 2.1.6), weist aber wenige Gewerbeund Dienstleistungs- und keine Einzelhandelsbetriebe auf (s. Abschnitt 2.1.7). Jedoch schließt sich im Nordosten unmittelbar der Geschäftsbereich im Ortskern Oberkaufungen an. Hier finden sich an der Leipziger Straße zahlreiche Angebote des Einzelhandels, der Dienstleistungen und der Gastronomie, vom Haushalts- und Spielwarengeschäft über das Eiscafé und Bekleidungsgeschäft bis zum Optiker und zu Arztpraxen.

Auch das Rathaus mit Versammlungsräumen und Bühne, Bibliothek und Jugendraum ist an der Leipziger Straße angesiedelt. Am Brauplatz, zwischen Dorfstraße und Leipziger Straße, liegt in ein Bioladen, der im Zusammenhang mit einer Stadtumbaumaßnahme entstanden ist. Ein großer Vollsortimenter findet sich etwa 600 m weiter nördlich.

Dort ist auch die nächste Straßenbahnhaltestelle gelegen, von der aus die Fahrt nach Niederkaufungen 5 Minuten und in die Stadtmitte Kassel 27 Minuten dauert.

Veranstaltungen und Tourismus
Viele öffentliche Veranstaltungen finden an verschiedenen Spielorten im Untersuchungsbereich statt. Die Stiftskirche ist Spielort der Kaufunger Konzerte und des Kultursommers Nordhessen. In der Zehntscheune im Stiftsbereich ist das Scheunenkino installiert und im Regionalmuseum/ Mitmach-Haus werden Werkstätten und Veranstaltungen angeboten. Highlight ist die Kaufunger Stiftsweihnacht, welche in der Schulstraße und auf dem Stiftsareal stattfindet. Der Weihnachtsmarkt hat im Jahr 2018 ca. 20.000 Besucher*innen auch aus der überregionalen Umgebung angezogen. Die touristische und kulturelle Bedeutung des Altdorfs und der Stiftsfreiheit Oberkaufungen als Ausflugsziel ist folglich sehr hoch (siehe Kapitel 2.1.6. Öffentliche und halböffentliche Nutzungen).




Die Gemeinde Kaufungen ist Mitglied in der touristischen Arbeitsgemeinschaft Grimm-Steig Erlebnisregion im Märchenland der Brüder Grimm und in der deutschen Märchenstrasse sowie im Verbund Burgen und Schlösser in der GrimmHeimat Nordhessen. Es gibt mehrere Rundgänge und Gästeführungsangebote, welche speziell den Stiftsbereich, die ehemalige Stiftsgemeinde und den historischen Ortskern für Tourist*innen erschließen. Im Jahr 2017 wurden in der gesamten Gemeinde Kaufungen ca. 21.600 Übernachtungen bei etwa 9.100 Ankünften gezählt. Das Bettenangebot beträgt 255. Im Verhältnis zur Anzahl der Übernachtungsangebote und der Anzahl der tatsächlichen Übernachtungen liegt Kaufungen im regionalen Vergleich relativ hoch und über dem Durchschnitt des Landkreises.

Eine höhere Auslastung des Bettenangebotes gibt es nur noch in Bad Karlshafen, Baunatal und Schauenburg (Hessische Gemeindestatistik 2017). Innerhalb von fünf Jahren hat sich bei den Gäste- und Übernachtungszahlen eine ganz erhebliche Steigerung um über 60 % eingestellt.

Im Jahr 2012 wurden 6.669 gemeldete Gäste mit 13.907 Übernachtungen gezählt (Gemeinde Kaufungen 2015: Tourismus in Kaufungen). Der Umfang des Tagestourismus lässt sich nicht abschätzen, vermutlich spielt dieser aber im Untersuchungsbereich auch eine größere Rolle. Für Reisebusse ist im Hofgarten ein Busparkplatz ausgewiesen, der allerdings nicht über Borde oder andere Ausstattungen verfügt (siehe Kapitel 2.1.9. Verkehr).

In Kaufungen gibt es drei Hotels, fünf Pensionen und 21 Ferienwohnungen oder -häuser. Drei der Ferienwohnungen befinden sich im hier untersuchten Bereich des Altdorfs (Gemeinde Kaufungen 2019: Gastgeber).

Ein gastronomisches Angebot gibt es im Untersuchungsbereich nicht mehr, seit die Stiftsschänke im Jahr 2016 geschlossen wurde.

Diverse Angebote zur Verpflegung sind in direkter Umgebung an der Leipziger Straße vorhanden.
Im Tourismuskonzept der Gemeinde Kaufungen wird das Ritterschaftliche Stift als herausragender „Kern“ des Kaufunger Angebotes herausgestellt.

Ein Angebot von Übernachtungsmöglichkeiten in diesem Bereich ist wünschenswert, wobei jedoch immer die besondere Situation des Ortes (Kloster als Ort der Besinnung) berücksichtigt werden sollte.

Als Ergänzung des Angebots wird ein Museumscafé für das Regionalmuseum im Tourismuskonzept angeregt (Gemeinde Kaufungen 2015: Tourismus in Kaufungen).

Die wachsende Bedeutung des Tourismus ist positiv und das Interesse am historischen Stiftsensemble ist sowohl bei Einheimischen wie auch bei Besucher*innen groß. Nach dem Abschluss der Stiftskirchensanierung ist tendenziell noch mit einer weiteren Steigerung der Besucherzahlen und der Zahl der Veranstaltungen zu rechnen. Hierbei entstehen auch steigende Anforderungen an die Infrastruktur (z.B. Parkplätze, Haltestelle für Reisebusse, Toilettenangebot), die im Entwicklungskonzept berücksichtigt werden müssen (siehe Kapitel 2.1.6. Öffentliche und halböffentliche Nutzungen und 2.1.9. Verkehr).

Verkehr
Das Rahmenkonzept 2030 zur Verkehrsentwicklung der Gemeinde Kaufungen - Fortschreibung (beschlossen durch Gemeindevertretung 18.11.2019) sieht verschiedene Maßnahmen vor, die den Altdorfbereich betreffen. Dies ist die Schaffung von Parkplätzen und Busparkplätzen beim Ausbau der Straße Hofgarten und bei der Umnutzungsplanung
des Stiftsgutes. Weitere Maßnahmen werden nicht direkt und ausschließlich im Untersuchungsgebiet verortet, sind aber auch für den Altort relevant.

Hierzu gehört die Erarbeitung eines Maßnahmenplans zur Erweiterung der Barrierefreiheit und Minimierung von Angsträumen, Maßnahmen zur innerörtlichen Mobilität, die Erarbeitung eines Radwegeplans, die Erstellung von Parkraumplänen, die Förderung von E-Mobilität und Car-Sharing sowie die Prüfung von Einbahnstraßenregelungen (Gemeinde Kaufungen 2019: Verkehrsentwicklungskonzept).

Im Jahr 2019 wurd auch ein Parkraumkonzept für die Ortskerne, den Steinertsee und die Lkw-Situation im Gewerbegebiet Papierfabrik erstellt.
Verkehrsoptimierungen im Untersuchungsraum sind immer auch von der gewachsenen Erschließungsstruktur und der historischen, teilweise sehr dichten Bebauung, die auch von den Bewohner*innen in den Workshops als bewahrenswert hervorgehoben wurde, abhängig.

Ein Ausbau von Haltestellen, Parkplätzen und Straßen ist nur in bestimmten Bereichen möglich, Optimierungen für den Radverkehr und die Barrierefreiheit stehen zum Teil im direkten Widerspruch zur Pflasterung mit Natursteinen. Eine detailliertere Betrachtung in diesem Themenfeld ist daher nötig.


Platzsituation an der Jakobstraße

Klimaschutz
Seit 2013 verfügt die Gemeinde Kaufungen über ein Klimaschutzkonzept, das in 2019 überarbeitet wurde. Grundlage hierfür ist ein Beschluss der Gemeindevertretung aus 2011, dass die Gemeinde Kaufungen sämtliche Bemühungen zur Energiewende und zum Klimaschutz unterstützen sowie bis 2030 eine vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energien erreichen möchte. Auf Grundlage des Konzeptes wurden bereits zahlreiche Maßnahmen für den Klimaschutz initiiert.

Neben u.a. dem Aufbau des Windenergieparks am Stiftswald (mit Bürgerbeteiligung sowie der Rekommunalisierung des Stromnetzes, der Umrüstung der Straßenlaternen wurde und wird auch die energetische Sanierung der öffentlichen Gebäude in den Fokus genommen. Hauptamtliche Ansprechpartner*innen für das Thema vor Ort sind die beiden Klimaschutzmanager*innen, die konkrete Maßnahmen betreuen, Informationsveranstaltungen organisieren und Beratungen für Bewohner*innen und Hauseigentümer*innen durchführen. In 2021 wurden u.a. zwei öffentliche Informationsveranstaltungen durchgeführt, in denen über die „Schritte zum energieeffizienten Eigenheim“ informiert wurde.
Die Priorisierung der vorgeschlagenen Klimaschutz-Maßnahmen Ende 2019 durch den Ausschuss Bauen, Planen, Umwelt, Energie hat ergeben, dass ein wesentlicher Schwerpunkt der Weiterarbeit im Bereich der „Wärmewende“ und der energetischen Sanierung von Gebäuden liegen soll. Für acht von 40 der kommunalen Gebäude der Gemeinde wurde bereits Anfang 2021 eine Energieberatung ausgeschrieben, im Untersuchungsbereich betrifft dies die KiTa Zur Schönen Aussicht. Für den Untersuchungsbereich mit einem großem Bestand an Fachwerkgebäuden ebenfalls von hoher Bedeutung ist die avisierte Beratung für eine energetische Fachwerksanierung, die ein besonderes Augenmerk auf die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden mit geringen Platzkapazitäten und unter Berücksichtigung der bauphysikalischen Anforderungen des Fachwerks legen soll.

Siedlungsentwicklung
Das Siedlungsentwicklungskonzept soll die Weiterentwicklung des Kaufunger Siedlungsbestandes einschließlich der Nachverdichtungspotenziale und der moderaten Entwicklung neuer Siedlungsflächen für die Zeit nach dem Jahr 2020 vorbereiten. Neben der Untersuchung von Siedlungspotenzialflächen im Außenbereich legt die Gemeinde Kaufungen hierbei auch einen großen Wert auf die Entwicklung der Innenbereiche inklusive der alten Ortskerne.

In Oberkaufungen wurde beispielsweise der Siedlungsbereich zwischen Leipziger Straße und B7 sowie Ernst-Abbe-Straße und Schulstraße mit einer höheren Anzahl von Bürgern ab 66 Jahren identifiziert.

Die Förderung des Generationenwechsels im Siedlungsbestand ist ein zentrales Ziel der Siedlungsentwicklung. Die beiden Altdorffachwerkkerne in Oberkaufungen und Niederkaufungen weisen im Vergleich zu den 60er- und 70er-Jahre-Siedlungen eine eher jüngere Bevölkerungsstruktur auf. Dies ist der Erfolg der Fachwerkförderung der letzten
Jahrzehnte. Eine Fortführung und Erweiterung der Beratung der Fachwerkhausbesitzer*innen und eine Fortsetzung der finanziellen Förderungen werden als Maßnahmen im Siedlungsentwicklungskonzept genannt.

Zur stimmigen Gestaltung der gesamten Altdorfbereiche passend zu der historischen Bausubstanz definiert die Gemeinde folgende Gestaltungsgrundsätze:

• die Oberflächengestaltung der Straßen durch Pflasterungen,

• die gemeinsame Nutzung der Verkehrsflächen für Fußgänger und Fahrzeugverkehr u.a. durch den Verzicht   auf   Bordsteine,


•  die zum historischen Ambiente passende Straßenbeleuchtung sowie

• die Wiederherstellung beziehungsweise Gestaltung alter Dorfplätze. (Gemeinde Kaufungen 2015: Siedlungsentwicklungskonzept 2020Plus)

Deutlich wird, dass neben den öffentlichen und halböffentlichen Einrichtungen es vor allem die Wohnnutzung ist, welche das Untersuchungsgebiet prägt und welche im Entwicklungskonzept besonders berücksichtigt werden muss. Auch wenn die Bausubstanz und der Sanierungszustand der Fachwerkgebäude in vielen Fällen gut ist und die Anzahl leerstehender Gebäude gering sind (siehe Kapitel 2.1.5. Gebäude), sind der Erhalt und die Modernisierung eine fortwährende Aufgabe, auch um die Attraktivität des Ortskernes als Wohnstandort langfristig zu erhalten. Die schwer überschaubare Förderlandschaft und die stellenweise unattraktiven Förderrichtlinien wurden in den Workshops als größte Hemmnisse für die Inanspruchnahme von Fördermitteln genannt.

Die Beratungsangebote und die Ausgestaltung der Förderprogramme sind daher zentrale Handlungsfelder im Entwicklungskonzept.

Städtebaulich und historisch sind die meisten Gebäude im Untersuchungsbereich erhaltenswert (siehe Kapitel 2.1.4. Ortsbild und Denkmalschutz und 2.1.5. Gebäude), was natürlich sehr positiv für die städtebauliche Qualität im Ortskern ist, gleichzeitig aber auch die Entwicklungsmöglichkeiten begrenzt. Die Umnutzung des Stiftsgutes zusammen mit Neubauten als Nachverdichtung stellt ein großes Potenzial für die Neuschaffung von Wohnungen im Untersuchungsbereich dar (siehe Kapitel 2.1.7. Sonstige Nutzungen: Stiftsgut und Gewerbe), ansonsten bieten sich wenn überhaupt nur kleine Nachverdichtungspotenziale.

Stiftsgut



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